Freude pur in den Katakomben. Emotionen auf den Rängen. Elf Borussen auf dem Rasen und 8000 Schwarzgelbe auf den Tribünen feierten den ersten BVB-Sieg in München seit fast genau zehn Jahren. Das gilt jedenfalls für die Bundesliga; 2015 und 2017 hatte sich Schwarzgelb dort jeweils im Halbfinale des DFB-Pokals erfolgreich durchgesetzt.

Die drei Punkte sind dreifach wichtig.

  • Der Abstand auf Verfolger Leipzig konnte nicht nur gewahrt, sondern auf drei Punkte ausgebaut werden. Allerdings haben die Sachsen die bessere Tordifferenz.
  • Stuttgart wird nicht weiter enteilen. Am kommenden Wochenende kann der BVB den Rückstand auf den VfB sogar reduzieren und aus dem Zweikampf um einen Champions-League-Platz einen Dreikampf um zwei Plätze machen.
  • „Für uns war es auch intern ein Statement, dass wir es können, dass wir Fußball spielen können“, sagte Mats Hummels: „Wenn wir als Mannschaft so gut verteidigen, können wir gegen Top-Teams gute Ergebnisse erzielen. Nichts anderes als Top-Gegner erwarten uns im gesamten April.“
  • Edin Terzic genoss den Triumph, der auch seiner war, weil die Spielidee voll aufging, in aller Ruhe. „Wir wollten die Bayern immer wieder in Zweikämpfe verwickeln. Das war der Schlüssel dafür, dass wir ihnen in den gefährlichen Zonen keine Zeit gegeben haben, um nachzudenken und mit zwei oder drei Kontakten zu spielen“, erklärte er am späten Samstagabend auf der Pressekonferenz und resümierte: „Wir haben das Tempo auf den Flügeln kontrolliert und die Zwischenräume geschlossen.“
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Mats Hummels‘ Rettungstat in der 35. Minute, als er einen Kopfball von Eric Dier vor der Linie artistisch klärte, war das Bild des Spiels. „Überragendes Spiel, glatte Note eins“, meinte Terzic, der aber schnell hinzufügte: „Es fällt mir schwer, einen Einzigen herauszuheben. Beide Innenverteidiger haben ein herausragendes Spiel gemacht.“ Insgesamt sah er „individuell und als Mannschaft eine tolle Leistung“.

Der Sieg war verdient, nicht nur durch die schwarzgelbe Brille betrachtet. Zwar hatte Bayern München mehr Ballbesitz (59 Prozent), gewann auch die Mehrzahl der Zweikämpfe (56%) und kam häufiger zum Abschuss (16:11 Torschüsse), doch hier zeigte sich ein entscheidender Unterschied. Nur drei der 16 Bayern-Torschüsse gingen auch auf den Kasten von Alex Meyer, dagegen fünf der elf Dortmunder Abschlüsse. „Defensiv haben wir die Basis gelegt mit einer guten Stabilität. Wir haben alles reingeworfen. Und offensiv waren wir gefährlich, sowohl durch kontrollierte Angriffe als auch durch Umschaltmomente“, so Terzic. „Es haben uns nicht viele Leute zugetraut, dass wir so eine Leistung und so ein Ergebnis hier erzielen können. Das muss noch mehr Hunger in uns wecken.“

„Die drei Punkte tun uns gut, sie waren nicht eingeplant“, meinte Sportdirektor Sebastian Kehl und lobte: „Wir waren insgesamt sehr stabil in unserem Spiel.“ Und so stellte auch Edin Terzic zufrieden fest: „Es war nicht nur der fünfte Sieg in Folge. Wir haben als Mannschaft einen großen Schritt nach vorne gemacht.“

Die von Hummels angesprochenen weiteren Top-Gegner kommen in enger Abfolge: Stuttgart, Atletico, Gladbach, erneut Atletico, dann Leverkusen und Leipzig. „Extrem wichtige Wochen und Spiele warten auf uns“, so Terzic. „Wenn wir es schaffen, diese Leistung zur Gewohnheit zu machen, dann wird es für jede Mannschaft der Welt schwer, gegen uns zu spielen.“
Boris Rupert