Borussia Dortmund ist am 28. Spieltag der Fußball-Bundesliga trotz zwischenzeitlicher 2:0-Führung in Überzahl nicht über ein 3:3 (2:0) beim VfB Stuttgart hinausgekommen. Nach Reynas 3:2 in der Nachspielzeit glich der VfB mit der letzten Aktion des Spiels aus.

Aus Stuttgart berichtet Boris Rupert

Vor 47.900 Zuschauern in der ausverkauften Baustelle „Mercedes-Benz-Arena“ ging der BVB durch Treffer von Haller (26.) und Malen (33.) nicht nur mit einer 2:0-Führung in die Halbzeitpause, sondern auch mit einem Mann mehr, denn Mavropanos sah in der 40. Minute Gelb-Rot. Bellingham und Reus trafen die Latte des Stuttgarter Tores, und spätestens als Coulibaly auf 1:2 verkürzte (78.), war es ein komplett offenes Spiel. Vagnoman glich in der 84. Minute zum 2:2 aus, Reyna sorgte in der Nachspielzeit für die erneute BVB-Führung, doch Silas entriss den Schwarzgelben mit der letzten Aktion des Spiels den Sieg.

Ausgangslage:   
Der Tabellenzweite musste beim -Sechzehnten antreten. Schwarzgelb hatte zehn der jüngsten zwölf Duelle gegen die Schwaben gewonnen, insgesamt bei keinem anderen Klub mehr Auswärtssiege gefeiert (16 in 52 Gastspielen). Stuttgart hatte die ersten beiden Pflichtspiele nach dem Trainerwechsel gewonnen.

Personalien:   
Die beiden Innenverteidiger Schlotterbeck (Faserriss) und Süle (muskuläre Probleme) mussten ersetzt werden, Wolf und Reyna, die vor einer Woche gegen Union fehlten, standen wieder zur Verfügung, nahmen aber auf der Bank Platz. Nur Özcan kam neu in die Mannschaft…

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Taktik:   
… und übernahm im schwarzgelben 4-3-3 die Sechser-Position von Can, der zu Hummels in die Innenverteidigung rückte. Brandt und Bellingham drehten auf den Halbpositionen an den Schwungrädern und wurden an den Seiten im Spiel gegen den Ball von Malen und Adeyemi unterstützt. Stuttgart staffelte sich in einem 3-4-2-1-System, griff überwiegend über die linke Seite mit dem umtriebigen Führich an und ließ sich gegen den Ball in eine 5-4-1-Formation fallen.

Spielverlauf & Analyse:
Nach hektischem Beginn mit zahlreichen Fehlpässen auf beiden Seiten, nach einem brutalen, aber ungeahndeten Foul von Guirassy an Can (2.), kam der VfB zu einer ersten Halbchance für seinen Mittelstürmer, der am Fünfmeterraum allerdings ein „Luftloch“ schlug (10.). In der zehnten Minute dann eine Großchance für Haller, der nach Rückpass von Guerreiro am ausgestreckten Arm des VfB-Keepers Bredlow scheiterte. Nun war der BVB kurzzeitig gut im Spiel, ließ Ball und Gegner laufen, ehe sich die Schwaben ab Minute 20 wieder befreien konnten, höher pressten und dadurch das Spiel vermehrt in die Dortmunder Hälfte verlagerten.

Mitten in dieser Phase erzielte der BVB das wichtige 0:1. Bellingham spielte Malen am rechten Flügel an, der Anton fast auf Höhe der Eckfahne „austanzte“, flach und scharf nach innen passte, wo Haller vor Zagadou an den Ball kam und ihn an die Unterkante der Latte setzte (26.). Auf der Gegenseite machte Führich das Spiel schnell, passte auf Guirassy, der vor dem Fünfmeterraum Ryerson ins Leere rutschen ließ, aber am stark reagierenden Kobel scheiterte (30.).

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Die Gewichte verschoben sich ständig, die Zahlen – 5:4-Torschüsse pro VfB zur Pause – belegten dies. Der große Unterschied: Der BVB nutzte seine Chancen! Nach einer abgewehrten Brandt-Ecke holte sich Malen vor dem Strafraum den Abpraller, blieb zunächst hängen, setzte aber energisch nach und schoss aus 14 Metern mit einem Flachschuss zum 0:2 ins VfB-Tor (33.). Nach Fouls an den durchgebrochenen Adeyemi (35.) und Malen (40.) holte sich Mavropanos die Gelb-Rote Karte ab. Malen traf in Minute 42 nach Bellingham-Flanke den Ball nicht voll, so dass Bredlow noch eingreifen konnte.

Der BVB kam mit Bundesliga-Debütant Coulibaly für Hummels aus der Kabine und hätte bereits früh die Weichen auf Sieg stellen können. Doch Bellingham traf die Latte (49.), und nach einem von Brandt eingeleiteten Konter legte Adeyemi den Ball im Strafraum perfekt für Guerreiro auf, doch mit letztem Einsatz blockte Anton den Schuss (52.). Stuttgart – in Unterzahl mit Viererkette im 4-4-1 – jubelte im Gegenzug über ein Tor des von Millot stark eingesetzten Guirassy, doch der Treffer zählte nicht: Der VfB-Torjäger stand hauchzart im Abseits.

Die Borussen nahmen diesen Warnschuss ernst und gingen bis auf eine gute Gelegenheit für Silas (65.) zunächst konsequenter, konzentrierter zur Sache. Der eingewechselte Reus scheiterte zuvor nach toller Kombination an Bredlow, Malen schoss wenig später knapp am langen Pfosten vorbei.

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Stuttgart gab sich nicht geschlagen, und so blieb es ein offenes Spiel mit zahlreichen Strafraumszenen. Reus traf mit einem Freistoß die Querlatte (77.), im Gegenzug verkürzte Stuttgarts Coulibaly mit einem von Can abgefälschten Schuss auf 1:2 (78.). Vagnoman kam nach einer Ecke frei zum Kopfball, verzog aber deutlich (81.). Drei Minuten später: Erneut Ecke, erneut Vagnoman, dem der Ball vor die Füße sprang und zum 2:2 ausglich. Der BVB warf nun alles nach vorne – und jubelte in der dritten Minute der Nachspielzeit über das 3:2. Nachdem Bynoe-Gittens‘ Schuss abgeblockt worden war, schaltete Reyna am schnellsten und traf aus acht Metern. Doch damit war das Spiel noch nicht zu Ende: Vagnoman kam am rechten Flügel an den Ball, passte scharf nach innen, der Ball rutschte durch zu Silas, der freistehend aus zentraler Position zum 3:3 ausglich (90.+7).

Ausblick:   
Am kommenden Samstag (18.30 Uhr) trifft der BVB im SIGNAL IDUNA PARK auf Eintracht Frankfurt.

Teams & Tore

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Fußball-Bundesliga, 28. Spieltag
VFB STUTTGART – BORUSSIA DORTMUND  3:3 (0:2)

VfB Stuttgart: Bredlow – Mavropanos, Zagadou, Anton – Vagnoman, Karazor, Endo, Sosa – Millot (74. T. Coulibaly), Führich (62. Silas) – Guirassy (74. Tiago Tomas)
Bor. Dortmund: Kobel – Ryerson, Can, Hummels (46. S. Coulibaly), Guerreiro – Özcan – Bellingham, Brandt (63. Reus) – Malen (69. Bynoe-Gittens), Haller (63. Moukoko), Adeyemi (81. Reyna)
Bank: Müller, Perea, Katomba, Stenzel, Haraguchi, Egloff, Bastiao – Meyer, Dahoud, Wolf, Modeste
Tore: 0:1 Haller (26., Malen), 0:2 Malen (33.), 1:2 T. Coulibaly (78.), 2:2 Vagnoman (84.), 2:3 Reyna (90.+3., Bynoe-Gittens), 3:3 Silas (90.+7, Vagnoman)
Eckstöße: 5:7 (Halbzeit 3:2), Chancenverhältnis: 8:10 (2:4)
Schiedsrichter: Osmers (Hannover), Gelb-Rote Karte: Mavropanos (40., wiederholtes Foulspiel), Gelbe Karten: Endo, Tiago Tomas – Bellingham, Reus, Reyna
Zuschauer: 47.900 (ausverkauft), Wetter: regnerisch, 11 Grad