Erneut mehr gekämpft als geglänzt: Borussia Dortmund hat sich den 3:1-Sieg in Freiburg förmlich erarbeitet, lief in der zweiten Halbzeit fast drei Kilometer mehr als der Gegner, hatte beim Ausgleichstreffer das sprichwörtliche Glück des Tüchtigen und drehte dank einer furiosen Schlussphase mit drei Treffern in elf Minuten zum insgesamt schon siebten Mal ein Spiel gegen den Sport-Club.

„Wir haben kämpfen müssen, dass wir nicht das zweite Gegentor kassieren vor und auch kurz nach der Halbzeit“, sagte Edin Terzic nach der intensiven Partie, in die er und sein Trainerteam mit taktischen Umstellungen eingriffen. Zunächst wollte man Freiburg zu langen Bällen zwingen, „aber auch die haben wir nicht gut verteidigt bekommen“. Nach der Pause kam der Gegner zunächst auf 6:2 Torschüsse, fand aber auf eine Systemumstellung ab der 76. Minute dann keine Antwort mehr. Im 4-4-2 mit Mittelfeldraute (Bellingham zentral defensiv, Bynoe-Gittens und Reus in den Halbräumen, Brandt davor) und zwei Spitzen (Modeste, Moukoko) erzwang der BVB die Wende und hatte von der Euphorie des Ausgleichs beseelt auch körperlich mehr zuzusetzen.

„Wir haben drei Tore erzielt durch Einwechselspieler und gezeigt, wie gut dieser Kader ist“, so Terzic. Nicht nur die Treffer gingen auf die Konten der Einwechselspieler Bynoe-Gittens, Moukoko und Wolf, sondern auch die Vorarbeiten wurden durch die „Joker“ geleistet: Brandt vor dem 1:2, dazu zweimal Moukoko, der damit an allen drei Treffern beteiligt war und ein eindrückliches sportliches Statement sendete. „Wir haben das Glück gebraucht. Nach dem 1:1 von Jamie waren wir voll im Spiel. Ich hatte immer das Gefühl, dass wir das Spiel drehen können“, sagte der 17-Jährige, der gegen Leverkusen noch in der Startelf gestanden hatte, in Freiburg aber für Tony Modeste weichen musste.

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„Die Stärke einer Mannschaft zeigt sich nicht durch die elf Spieler, die starten“, betonte Cheftrainer Edin Terzic: „Dass Youssoufa an den drei Toren beteiligt war, freut uns sehr. Gegen Leverkusen hat er sehr viel gearbeitet, konnte sich zwar nicht mit einem Treffer belohnen, war aber am Tor mit einem Assist beteiligt. Wir sind sehr glücklich mit dem Kader. Wir haben in Freiburg ein paar Jungs nicht einwechseln können, die wir letzte Woche gebraucht haben, um das 1:0 gegen Leverkusen über die Linie zu bringen.“

Am Freitagabend war nicht das Verteidigen eines knappen Vorsprungs, sondern das Aufholen eines Rückstands gefragt. Entscheidender Faktor: Jamie Bynoe-Gittens. Vier Tage nach seinem 18. Geburtstag erzielte er das 1:1, stark begünstigt durch einen Fehler des ansonsten guten Freiburger Schlussmanns Flekken, das 2:1 leitete er mit ein. „Jamie hat Fähigkeiten, Spiele zu entscheiden. Ich wollte nicht, dass er das Spiel einfach nur spielt, sondern dass er den Unterschied ausmacht“, so Terzic. Mit frischen Leuten von der Bank hatte er die Statik des Spiels komplett verändern können.

Nach den Siegen gegen die Europapokalteilnehmer Leverkusen und Freiburg folgen nun Aufgaben gegen Mannschaften, die in der vergangenen Saison um den Aufstieg (Werder Bremen) und gegen den Abstieg (Hertha BSC) gespielt haben. Leichter werden sie allerdings nicht. Aber Mannschaft und Trainer wissen: Sie können knappe Führungen erfolgreich verteidigen und Rückstände drehen. Für alle Aufgaben gibt es das passende Personal. Zudem könnten Niklas Süle, Karim Adeyemi oder Giovanni Reyna bis dahin wieder voll einsetzbar sein. Salih Özcan saß in Freiburg erstmals auf der Bank.
Boris Rupert