August Lenz war der Erste. Am 28. April 1935 debütierte der Stürmer im Länderspiel gegen Belgien. Ihm gelangen zum Einstand gleich zwei Tore. Auf Lenz folgten bis heute 54 weitere deutsche A-Nationalspieler von Borussia Dortmund.

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Das berühmteste Tor der Fußballgeschichte fiel 1966 im WM-Finale zwischen England und Deutschland. Zum Leidwesen von Hans Tilkowski.

Welt- und Europameister kommen vom Borsigplatz. Die vielleicht spannendsten Anekdoten können zwei Torhüter erzählen: Heinrich „Heini“ Kwiatkowski und Hans Tilkowski erlebten interessante Einsätze bei WM-Turnieren.

Vor 53 Jahren kassierte Tilkowski das berühmteste Tor der Fußball-Geschichte. Es lief die 101. Minute im WM-Finale zwischen England und Deutschland. Geoffrey Hurst stoppte eine Flanke im deutschen Strafraum, wuchtete den Ball auf Tilkowskis Tor, das Leder knallte an die Unterkante der Latte und sprang zurück auf den Rasen. Linienrichter Tofik Bachramow signalisierte Schiedsrichter Gottfried Dienst, dass der Ball mit vollem Durchmesser die Torlinie überquert habe und sorgte damit für Fakten – es stand 3:2 für England. So eindeutig die Entscheidung auch war, so sehr wurde sie auch angezweifelt. Die Frage „Tor oder kein Tor“ beschäftigt die Fußball-Welt bis heute. Hans Tilkowski hat sie zu einem der gefragtesten deutschen Fußballer werden lassen, sogar über dessen aktive Laufbahn hinaus.

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August Lenz

Auch ein anderer Torwart von Borussia Dortmund hat einen festen Platz in den WM-Annalen: Heinrich „Heini“ Kwiatkowski hütete an Stelle von Toni Turek die „Schießbude“ der deutschen Nationalmannschaft bei der 3:8-Niederlage 1954 im St. Jakob-Stadion von Basel gegen Ungarn – eine Niederlage, die später als größter strategischer Schachzug des damaligen Bundestrainers Sepp Herberger gefeiert wurde. Dem bedauernswerten Kwiatkowski flogen die Bälle nur so um die Ohren. Als „Kwiat“ später aus der Schweiz als Weltmeister nach Dortmund zurückkehrte, hatten sich die städtischen Badeanstalten ein Geschenk einfallen lassen: Sie überreichten ihm einen Gutschein für kostenlosen Schwimmunterricht. Wer den Schaden hat...

Sammer: Kopf der Europameister von 1996

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Europameister 1996: Matthias Sammer

38 seiner 51 A-Länderspiele für den DFB absolvierte Matthias Sammer als Dortmunder. Bei der Weltmeisterschaft in den USA hatte ihn Bundestrainer Berti Vogts zu seinem „verlängerten Arm“ auf dem Spielfeld erkoren. Und Vogts verstieg sich nach der 1:2-Niederlage im Viertelfinale gegen Bulgarien zu der Aussage: „Mit Matthias wäre das nicht passiert.“ Sammer fehlte wegen einer Verletzung im Giants-Stadion von New Jersey. Zwei Jahre später unterstrich er seine Qualität und seinen unschätzbaren Wert für die Nationalmannschaft. Der gebürtige Dresdner führte sie mit starken Leistungen zum Gewinn der Europameisterschaft in England und wurde im selben Jahr zu Europas „Fußballer das Jahres“ gewählt.

Zum Triumph auf der Insel hatten gleich mehrere Dortmunder beigetragen: Andreas Möller verwandelte im Halbfinale gegen England im Elfmeterschießen den entscheidenden Strafstoß, Steffen Freund bezahlte seinen nimmermüden Einsatz mit einem Kreuzbandriss, und Stefan Reuter verrichtete zuverlässig seinen Dienst auf der rechten Seite. Für Jürgen Kohler war das Turnier bereits nach neun Minuten beendet, er zog sich im ersten Spiel gegen die Tschechische Republik in Manchester eine schwere Knieverletzung zu.

Mill und Co.: Weltmeister ohne Einsatz

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Das „Jahrhundert-Tor“ – Lothar Emmerich erzielte es 1966 im Spiel gegen Spanien aus spitzem Winkel.

Noch unglücklicher verliefen große Turniere für drei andere Borussen. Trotz Nominierung bestritten sie kein einziges WM-Spiel. Einer von ihnen ist Wolfgang Paul. Als Kapitän der BVB-Europapokalsieger-Mannschaft von 1966 rutschte er kurz noch ins 22-köpfige Aufgebot, aber letztlich blieb er in seiner Karriere ohne Länderspiel. Frank Mill schlüpfte insgesamt 17-mal ins DFB-Trikot, doch bei der Weltmeisterschaft 1990 durfte er sich nur warmlaufen. Genauso erging es Lars Ricken bei der WM 2002, die mit dem Vizetitel endete, oder Kevin Großkreutz, Erik Durm und Roman Weidenfeller, die sich als wichtige Mitglieder des Teams zwar mit Fug und Recht Weltmeister nennen dürfen, beim Turnier 2014 in Brasilien jedoch keine Minute auf dem Feld erlebten. Anders als Mats Hummels, der die deutsche Abwehr zum WM-Sieg dirigierte.

Mehrfach auf sich aufmerksam machte auch Alfred „Aki“ Schmidt. Der Edeltechniker hatte es Sepp Herberger angetan. Folgerichtig bestritt er als 21-Jähriger sein erstes Länderspiel. Bei der WM 1958 in Schweden zählte er zum DFB-Stammpersonal.

Wenn man über Dortmunder Nationalspieler spricht, darf man zwei weitere Namen nicht vergessen: Lothar Emmerich und Sigi Held. Lothar Emmerich, der viel zu früh verstorbene „Mann mit der linken Klebe“, blieb in Erinnerung dank seines Jahrhundert-Tores bei der WM 1966 in England, als er in Birmingham gegen Spanien beinahe von der Außenlinie einen Treffer erzielte, mit dem er der deutschen Mannschaft den Weg ins Viertelfinale ebnete. An seiner Seite stürmte sein „Zwilling“ Sigi Held, der stets mit Worten geizte, aber – ob beim WM-Turnier 1966 oder 1970 in Mexiko – umso mehr Taten sprechen ließ. (br)